Kopf der Oberwarther Sonntags-Zeitung in der Woche nach dem "Anschluß" ans Deutsche Reich am 12. März 1938 - bericht über die Anschlussfeierlichkeiten und Gegendemonstrationen

Kopf der Oberwarther Sonntags-Zeitung in der Woche nach dem "Anschluß" ans Deutsche Reich am 12. März 1938 - bericht über die Anschlussfeierlichkeiten und Gegendemonstrationen

Dieser Tag ist hier sehr gut dokumentiert: Anmarsch Bilder #2795, #3911, #4331, #4332, #4335 und #4744; Bundesheer: #1072; Kundgebung: #1073, #2793 und #2794; Abmarsch: #2792; - Die Zeitung brachte dazu am 20. März 1938 folgenden Artikel: „Am Freitag den 11. d. (Anm.: März 1938) stand Oberwart im Zeichen einer Kundgebung, wie sie dieser Ort noch nie gesehen hat. 14.000 Nationalsozialisten protestierten gegen die für Sonntag angesetzt gewesene Volksbefragung. Bereits vormittags zogen aus den verschiedenen Gemeinden des Bezirks Gruppen von Nationalsozialisten in mustergültiger Ordnung und vorbildlich diszipliniert nach Oberwart. Die damals noch der Regierung Schuschnigg unterstehenden Behörden hatten Weisung erhalten, den Aufmarsch zu verbieten. Die Soldaten der Garnison Oberwart mußten Absperrungsmaßnahen vornehmen und als zum Beispiel nationalsozialistische Kolonnen mit wehenden Hakenkreuzfahnen in Oberwart einmarschieren wollten, versuchte man die Straßen abzusperren. Später allerdings mußte man die Kundgebung bewilligen und mittags formierten sich die abmarschierenden Gruppen auf den nach Pinkafeld und nach Unterschützen führenden Straßen. Gegen ein Uhr nachmittags setzte sich diese gewaltige Menschenmasse in Bewegung und der kein Ende nehmende Zug marschierte in Oberwart ein. Die Begeisterung kannte keine Grenzen, ein deutsches Volk protestierte gegen die Unterdrückung des deutschen Willens. Es ist unbeschreiblich, welchen Eindruck diese Willensbezeugung machte; jeder fühlte, daß die letzten Stunden der bisherigen Machthaber gekommen waren; jeder war von dem Bewußtsein durchdrungen, daß das deutsche Volk einer besseren Zukunft entgegensieht. Da der Hauptplatz für Reden nicht freigegeben wurde, nahm die Fahnenkompanie vor dem Geschäftslokal der Fahrzeug- und Radiohandlung Brunner Aufstellung und vom Dache dieses Lokals wurden auch die Ansprachen gehalten. Standartenführer der SA Pfarrer Böhm und Landeshauptmannstellvertreter Arnhold forderten die Gleichberechtigung der nationalen Bevölkerung Österreichs und erklären, daß diese Kundgebung die ablehnende Haltung des deutschen Volkes der sogenannten Volksbefragung gegenüber beweisen wollte. Die Redner wurden immer wieder durch brausende „Sieg-Heil“ Rufe und Sprechchöre unterbrochen. Nach dem Absingen des Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes zogen die an der Kundgebung teilnehmenden Menschenmassen in Ruhe und Ordnung wieder in ihre Heimatgemeinden. Die Straßen des Ortes, besonders der Hauptplatz waren bis in die späten Abendstunden von einer freudig bewegten Menschenmenge erfüllt. – Die Bevölkerung Oberwarts feierte die Befreiung Deutschösterreichs Samstag abends mit einem Fackelzug, an dem ungefähr 3.700 Menschen teilnahmen. Im Zuge marschierten auch Parteigenossen und Parteigenossinnen aus Unterschützen, Rotenturm und Jabing. Die Ortsfeuerwehr Oberwart und der Kameradschaftsverband der Kriegsopfer nahmen korporativ teil. Die Musik besorgten die Musikkapellen aus Oberwart, Allhau und die Pinkafelder Militärmusik. Vor dem Beginn des Fackelzuges wurden aus Wien eintreffende, enthaftete Parteigenossen feierlich empfangen und begrüßt. Zur Begrüßung hatten sich Bürgermeister Doktor Weisch, leitende Parteigenossen und die SS eingefunden. Die ankommenden Parteigenossen reihten sich in die SS ein und marschierten durch den Ort bis zur Abzweigung der Allhauer Straße (Anm.: Grazerstraße), wo der Fackelzug seinen Ausgang nahm. Die ungeheure Menschenmenge zog durch die reichbeflaggte und festlich illuminierten Häuserreihen fast bis zum Ortsende und nahm schließlich auf dem Hauptplatz Aufstellung. Von dem Balkon des Bezirksgerichtes richtete Ortsgruppenleiter Pierer Begrüßungsworte an die jubelnde Menge. Im Namen der Gemeinde sprach Bürgermeister Doktor Franz Weisch und erklärte, daß der Hauptplatz von nun an den Namen Adolf-Hitler-Platz führt, was allgemein stürmischen Jubel hervorrief. Im Namen der Partei sprach Bezirksgeschäftsführer Steinprinz. Unter ungeheurem Jubel, grenzenloser Begeisterung und ständigen „Sieg-Heil“ Rufen wurde der herrlichen Tat des Führers, der Befreiung unseres Landes, der Vereinigung mit dem deutschen Reiche gedacht. Mit dem Absingen des Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes wurde die Feier auf dem Adolf-Hitler-Platz beendet und der Zug bewegte sich wieder über die Hauptstraße bis zur Kinogasse, wo er sich auflöste. Auf den Gassen sah man bis in die Nachtstunden festlich gestimmte, freudig bewegte und begeisterte Menschen. – Die Vereidigung der in Oberwart stationierten Kompanie auf den Führer und Reichskanzler wurde am 14. d. (Anm.: März 1938) um halb 12 Uhr mittags in feierlicher Weise auf dem Adolf-Hitler-Platz vorgenommen. Zur Vereidigung hatten sich auch SS-, SA- und HJ-Formationen eingefunden. Außerdem nahmen an der Vereidigung die Ortsfeuerwehr, der Männergesangverein und eine zahlreiche Menschenmenge teil. Bürgermeister Doktor Franz Weisch und Bezirkshauptmann Oberregierungsrat Dr. Helmut Kleinert würdigten in Ansprachen die große historische Bedeutung der jüngsten Ereignisse. Auch Oberleutnant Vas richtete eine kurze Ansprache an das angerückte Militär und nahm dann die Vereidigung vor. Nachdem das Deutschlandlied und das Horst-Wessel Lied gesungen wurde, fand eine Defilierung der angerückten Formationen statt". - Gleiwohl findet man in den "Oberschützer Museumsblättern 5/2008 in einem Interview von Ursula Mindler mit Herrn D. aus Oberwart, geb. 1921" folgende Aussage: "Wir haben einen Protestmarsch gemacht, wie es geheißen hat, dass Österreich jetzt die Ostmark wird, da haben wir – ich war beim Österreichischen Jungvolk, und da haben wir einen Protestmarsch gemacht – vom Unterdrumm hinauf zum Hauptplatz und wieder zurück. Und die haben so gegrüßt: „Heil Hitler!“ Mit gestrecktem Arm – und wir haben so gegrüßt: „Heil Österreich!“ Mit abgewinkeltem Arm. Das ist ein paar Monate so dahingegangen.“

JAHR DER ENTSTEHUNG

1938

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © ÖNB – ANNO: Historische österreichische Zeitschriften und Zeitungen

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