Jüdische Gemeinde: Schreiben von Max Schein (*1914/+2004) - der erste Oberwarter Holocaust-Überlebende, der zurückkehrte - an den Hilfsfonds der Republik Österreich

Jüdische Gemeinde: Schreiben von Max Schein (*1914/+2004) - der erste Oberwarter Holocaust-Überlebende, der zurückkehrte - an den Hilfsfonds der Republik Österreich

Familie Schein: Sanal Schein wurde am 15. Oktober 1887 in Jurkow in Polen geboren. Seine Frau Esther kam am 21. April 1892 in Tarnopol auf die Welt. Sanal Schein arbeitete in Oberwart als Schneider und Marktfahrer, wie nachzulesen ist zumindest ab 1922 auch als Textilhändler und eröffnete 1928 auch als Spezereien- und Kolonialwarenhädler. Die Familie bewohnte das "Scheinhaus" an der heutigen Adresse Lisztgasse 3 / OW 755. Das Paar hatte acht Kinder: Moritz (*1913), Max (*1914), Bertha (*1916), Olga (*1918), Magdalena (*1921), Edith (*1923), Norbert (*1925) und Erich (*1926). Zumindest Olga, Moritz, Max und Bertha waren Mitglieder der jüdischen Jugendbewegung Makkabi Hazair. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich konnte die Familie nach Belgien fliehen, wo sie vermutlich 1942 verhaftet wurde und in das Sammellager Malines bei Mechelen kam. Am 31. Oktober 1942 wurde Norbert Schein von Malines nach Auschwitz deportiert. Am 19. April 1943 folgten ihm in einem weiteren Transport seine Eltern Esther und Sanal sowie seine Geschwister Erich, Magdalena und Moritz. Sie alle überlebten Auschwitz nicht. Bruder Max Schein floh 1938 nach Brüssel, wo er 1941 heiratete. Im September 1943 wurde er dort schließlich zusammen mit seiner Ehefrau verhaftet. Nach einem Aufenthalt im Sammellager Malines erfolgte ihre Deportation nach Auschwitz. Max Schein überlebte nicht nur Auschwitz, sondern auch das KZ Mauthausen, wohin er im Laufe des Krieges verlegt worden war. Schein kehrte als erster Oberwarter Holocaust-Überlebender wieder nach Oberwart zurück, wo er aber weder ein Familienmitglied noch irgendein Mitglied der jüdischen Gemeinde vorfand. Mit Hilfe von Verwandten wanderte er 1948 nach Paraguay aus und gelangte über Argentinien in die USA. 1963 stellte Max Schein einen Antrag auf Entschädigung an die Republik Österreich. Er musste sich dabei mit einer widerwilligen Bürokratie auseinandersetzen, die das Verfahren über drei Jahre lang verschleppte. Nachdem er 1966 Beschwerdebrief verfasst hatte, wurde ihm ein Monat später ein ablehnender Bescheid zugestellt: „Ich verstehe, dass diese Sachen langsam erledigt werden, aber da schon mehr als zwei (eigentlich drei) volle Jahre vergangen sind, ohne eine Erledigung zu erlangen, möchte ich gern wissen, warum diese ungewöhnliche Verspätung vorliegt. Ich möchte nur erwähnen, dass es im Jahre 1938, nicht einmal eine volle Stunde gedauert hat, mich von meinem Beruf und vielen anderen Sachen zu berauben. Es ist unglaublich für mich zu verstehen, wenn wirklich die Absicht vorhanden ist, für Wiedergutmachung zu geben, warum es nicht erledigt wird.“ © Ursula Mindler: Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsöör - Auch Bertha Schein überlebte den Holocaust und heiratete in Amerika den ebenfalls aus Oberwart stammenden Jenö Löwy (*1917/+2005). Eine weitere Schwester (Olga), der rechtzeitig die Flucht ins Ausland gelang, überlebte im Exil. Über das Schicksal von Edith Schein hingegen ist nichts bekannt. © Regiowiki AT - Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus wurde 1995 zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung und damit der Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich gegründet. Zentrale Aufgabe des Nationalfonds sind die Gestezahlungen in der Höhe von jeweils 5.087,10 € an NS-Opfer. Anspruch auf Leistungen haben Personen, die aus politischen Gründen, aus Gründen der Abstammung, Religion, Nationalität, sexuellen Orientierung, aufgrund einer körperlichen oder geistigen Behinderung oder aufgrund des Vorwurfes der sogenannten Asozialität verfolgt wurden oder auf andere Weise Opfer typisch nationalsozialistischen Unrechts geworden sind oder das Land verlassen haben, um einer solchen Verfolgung zu entgehen. -

JAHR DER ENTSTEHUNG

1966

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © "Jüdische Spuren in Oberwart" - Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Ursula Mindler-Steiner / BFG

Kommentare

Sie haben eine Frage zu dem Bild oder möchten einen Kommentar dazu abgeben? Registrieren Sie sich bitte mit Namen und Email-Adresse bzw. melden Sie sich unter LOGIN an, wenn Sie schon registriert sind.

REGISTRIEREN oben