Stefan Miertl wurde im Jahr 1929 in Oberwart geboren. Er hatte zwei Brüder, Hans / Johann (*1925/+1944) und Otto (*1928/+2018). Die Jahre bis 1939 verbrachte er in einer kargen, aber relativ sorgenfreie Zeit in seiner Heimatstadt. Dann folgte seine erst Konfrontation mit dem Krieg: Totengedenken für den 1. Gefallenen Oberwarter am Sportplatz, der sich am Gelände des heutigen EKOS befunden hatte. – Schon 1938 wurden alle konfessionellen Schulen verstaatlicht und Stefan musste von der kath. für zwei Jahre in die reformierte Schule und 1943/44 in das Hauptschulgebäude wechseln. Der Lehrkörper änderte sich laufend, da die Männer an die Front mussten und Frauen wieder unterrichten durften. (Hauptschule: im Keller der Hauptschule waren Seidenraupen zu betreuen, die mit selbstgepflückten Maulbeerblätter gefüttert wurden. Die so produzierte Rohseide wurde für die Herstellung von Fallschirmen verwendet. Brombeerblätter, Himbeerblätter und sonstige Blätter wurden als Teeersatz für die Lazarette und Farnkraut zur Strohsackfüllung gesammelt). Auf Grund des Krieges konnte Stefan Miertl nicht wie geplant die HTL für Maschinenbau in Mödling besuchen, sondern musste sich mit der Handelsschule in Oberwart begnügen. (Diese befand sich damals im 1. Stock der ehemaligen Synagoge, deren Blechkugeln von den Pylonen gerissen worden waren, um den Tempel als solchen unkenntlich zu machen). Nach drei Wochen wurde der Schulbetrieb jedoch eingestellt und alle Schüler mussten in Deutsch Schützen beim Stellungsbau helfen und für 1 ½ Monate Laufgräben für die Soldaten ausheben). Danach stellte ihn sein Vater als Lehrling in der Tischlerei an, um ihm beim Bau von Bunkermöbeln zu helfen und dadurch gleichzeitig eine Freistellung von den Schanzarbeiten zu erwirken. – Nach der im Jänner 1945 eben erst begonnenen Lehre wurde Stefan Miertl nach erfolgter Musterung Anfang März zum Reichsarbeitsdienst (R.A.D.) nach Rottenmann eingezogen, da er für den Einsatz in der Wehrmacht noch zu jung war. Am 8. Mai 1945 wurden die Deutschen Soldaten und die RAD-Lagerverwaltung von den Alliierten nach Salzburg kommandiert, wo sie sich für den Marsch in die Gefangenschaft sammeln sollten. Da jedoch der gesamte Stab plötzlich weg war, flohen auch Stefan Miertl und seine Kameraden und versuchten mit dem Zug über Lienz und Graz nach Hause zu gelangen. In Graz hieß es aber fürs Erste Endstation, da alle Passagiere in sowjetische Hände fielen und in Gefangenschaft gerieten. Während einer der folgenden Nächte gelang jedoch die Flucht in den nahen Wald und von dort in Richtung Nord-Osten bis zur Kirche Maria Fieberbründl im Feistritztal. Nach ca. einer Woche erreichte man Hartberg und musste danach die Lafnitz überquert. Der nächste Halt war an einem späteren Nachmittag bereits bei der Sandgrube in Oberwart im Bereich des heutigen Krankenhauses. Dort half Stefan Miertl dann „Meister Zufall“: die Nachbarsfamilie Polster kam vorbei und nahm ihn in ihrer Mitte - vorbei an Sowjetischen Soldaten und deren Pferden – mit nach Hause. Nach langer Zeit war Stefan Miertl nun am 15. Mai 1945 wieder in Oberwart angekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte auch in Oberwart nach und nach der Fortschritt ein, und Stefan Miertl konnte sich als Jugendlicher mit alltäglichen Dingen auseinandersetzen. Sein beruflicher Weg führte ihn an die Kunstgewerbeschule - Abteilung für Tischler mit Meisterklasse nach Graz. Dort konnte er dann mit nur 21 Jahren sowohl Gesellenzeit als auch Meisterprüfung (Ausgezeichneter Erfolg) erfolgreich absolvieren und arbeitete anschließend gemeinsam mit seinem Vater in der Familientischlerei. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Tischlermeister übte Hr. Miertl auch viel kommunale Funktionen in der Stadtgemeinde und bei div. Verbänden und Vereinen aus. Ab 1967 war er z. B. als ÖVP-Gemeinderat tätig und bekleidete in den 1970-er Jahren das Amt des Bau-Stadtrates sowie für 20 Jahre die Funktion des Obmanns des lokalen Abwasserverbands. Er war auch im kath. Pfarrgemeinderat (Bild #1391) engagiert und bei verschiedenen örtl. Vereinen tätig. - 1958 heiratete Stefan Miertl sein Frau Margarethe, die ihm 1959 Tochter Margarethe und 20 Monate später Sohn Hans schenkte. Im Juli 1958 begann die junge Familie mit der Aufstockung des elterlichen Wohnhauses und 1973, um für die Kinder mehr Wohnraum zu schaffen - mit der der Werkstatt. Im Jahre 1989 hatte Stefan Miertl das Pensionsalter erreicht. Er legte die Gewerbeberechtigung zurück und tat den wohlverdienten Ruhestand an.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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