Druckerei Reiss/Fuith – Ambrosigasse 5: Reiß (ung. Reisz, dt. auch Reiss) wurde 1864 in Prag geboren. Er hatte Vilma Kotsondy, die Tochter eines Goldschmieds aus Güns/Köszeg geheiratet. Er übernahm von Ludwig Schodisch (auch Schoditsch) die Buchdruckerei in der "Groszen Gasse" (Grazer Straße) und wurde neuer Herausgeber der Oberwarther Sonntagszeitung. 1911 hat er das Haus Oberwart 702, heute Ambrosigasse 5, errichtet. Von 1923-1927 war er Landtagsabgeordneter für die Christlich-Sozialen. Seine Frau Vilma ist 1929 verstorben, 1934 auch er. Nachdem die Ehe kinderlos geblieben war, erbte die Schwägerin Christine Kotsondy das Gebäude in Oberwart. Juliane Topler aus der Bachgasse, die Mutter von Irene Mareich, war bei der Fam. Reiß-Kotsondy Haushälterin. Frau Kotsondy hat ihr dann das Haus überschrieben. Nachdem sich Frau Topler alleine außerstande sah, das große Gebäude zu erhalten, hat sie es mit ihrer Schwester, Frau Piff, übernommen. Die Buchdruckerei wurde zu sehr günstigen Konditionen auf eine Dauer von 10 Jahren noch von Reiß oder Kotsondy zuerst an den Styria-Verlag in Graz und dann an Alois Gräml aus Paternion in Kärnten verpachtet. Alois Gräml verstarb aber nach kurzer Zeit, und so musste die Zeitung von dessen Schwester Käthe Pankowski zusammen mit Gräml's Sohn Hugo weitergeführt werden. Lehrjunge und später Schriftsetzer war Josef Fuith, ein Bauernsohn aus dem Untertrum (siehe auch Bild #607). Fuith war ursprünglich Kommunist und kam unter den Nationalsozialist*innen für dreieinhalb Jahre ins Zuchthaus, Pankowski druckte selbstgeschriebene Treuegedichte auf Führer, Volk und Vaterland in der Zeitung ab. Ausgerechnet diese beiden fanden nach Kriegsende zusammen. Josef Fuith als Herausgeber, Redakteur und Teilinhaber der Firma Gräml & Fuith und Käthe Pankowsky führten die Zeitung bis zum Konkurs 1970. Inzwischen war der Pachtvertrag von Kotsondy/Reiß mit Gräml um 1945 nach Ablauf von 10 Jahren in einen unkündbaren, nicht wertgesicherten Dauervertrag übergegangen. Fuith wollte in der Folge das Haus gerne übernehmen, diese Möglichkeit bekam er aber nicht und übersiedelte zumindest mit dem Papierfachgeschäft in den Haydnhof (Schulgasse 9). Da trat 1970 Rechtsanwalt Wolfgang Steflitsch mit Gattin Gertrude auf den Plan: sie zeigten an einer Aufrechterhaltung der Verträge in der Ambrosigasse 5 kein Interesse und wechselten sowohl mit dem „Oberwart Druck“ als auch mit der OZ ins "Kollerhaus" (Steinamangererstraße 57), wo sie bis zum Jahr 2002 arbeiteten.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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