Bericht über die Kirchenvisitation durch Superintendent Th. Beyer in der Evang. Pfarrgemeinde AB in der Oberwarther Sonntagszeitung vom 19. Dezember 1926

Bericht über die Kirchenvisitation durch Superintendent Th. Beyer in der Evang. Pfarrgemeinde AB in der Oberwarther Sonntagszeitung vom 19. Dezember 1926

Kirchenvisitation in Oberwarth: Der Informationsbesuch des Superintendenten Theophil Beyer in Oberwarth am 26. November nahm seinen programmierten Verlauf. An der Begrüßung am Bahnhofe in frühester Morgenstunde war die Teilnahme noch eine geringe. Allen vorweg begrüßte ihn daselbst Abgeordneter Reiß (Anm.: siehe Bild #3480), der gleich mit dem nächsten Zug verreisen mußte. Durch das Glockengeläute beim Einzuge aufmerksam gemacht, versammelte sich trotz der noch frühen Stunde mit dem Presbyterium, der Gemeindevertretung, der Lehrerschaft, den Schulkindern vor dem beflaggten und geschmackvoll dekorierten Eingang der Kirche eine ansehnliche Menschenmenge. Auf die Begrüßung des Ortspfarrers Geistlinger (Anm.: siehe Bild #1066) , des Schulleiters Pleyer (Anm.: siehe Bild #4464) und auf den besonders wirkungsvollen, von der Schülerin Irene Kurz mit der Überreichung eines duftigen Blumenstraußes in lieblichen Reimen dargebrachten Gruß der Schuljugend, antwortete der hohe Gast mit gewinnender Unmittelbarkeit, daß es ihm gar nicht so sehr um die äußere Aufmachung zu tun ist, sondern einzig und allein um den inneren Festschmuck aufrichtiger Gefühle und ehrlicher Herzen, und die glaube er auch zu finden. Den Höhepunkt der Besuchsfeierlichkeiten bildete der für 9 Uhr eingeläutete Gottesdienst im schönen, aus diesem Anlasse in südländischem Blumenschmuck prangenden und festlich beleuchteten Kirchlein, wo nach der üblichen Gelegenheitspredigt des Ortspfarrers der hohe Gast eine alle Herzen fesselnde Ansprache hielt und hernach den Segen spendete. Der kurze Besuch hernach in den beiden säuberlich aufgeräumten Schulklassen fand, so viel man merkte, das Wohlgefallen des als großen Lehrer- und Kinderfreundes bekannten Oberhirten. Für die große Wertschätzung, die dem Superintendenten allenthalben entgegengebracht wird, sprechen auch die zahlreichen deputativen Begrüßungen zwischen 12 und 1 Uhr mittags. Allen voran das Presbyterium der Kirchengemeinde helvetischen Bekenntnisses, der Schulstuhl der röm. kath. Kirchengemeinde und die Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde unter Führung ihrer Seelsorger, die Vertretung der Bezirkshauptmannschaft, des Bezirksgerichts, des Steueramtes und der politischen Gemeinde unter Führung ihrer Amtschefs, Primararzt Dr. Smital, Bezirksarzt Dr. Brenner usw. Die durch den Oberhirten geleitete und bis in die späten Nachmittagsstunden andauernde Gemeindevertreterversammlung war von dem kurzen Geschichtsgang der 111-jährigen Pfarrgemeinde Oberwarth ausgehend ein Zielsetzen und Richtungsweisen für die Zukunft, ein Anregen zu heilsamen Einrichtungen, um das Vorhandene zu erhalten, aufzubauen und zu stärken. Große Freude bereitete dem hohen Gast das ihm unerwarteterweise abends 6 Uhr in der vollbeleuchteten Kirche dargebracht Ständchen des Männergesangvereins unter Leitung des Chormeisters Mühl (Anm.: siehe Bild #2461). Gerührt danke er für diese ihn tief erfreuende Aufmerksamkeit. Selbstredend reichte es infolge der vorgerückten Stunde nicht mehr, die vielen ehrenden Besuche, wie es in der Absicht des Oberhirten lag, zu erwidern und mußte zu deren Absolvierung ein späterer Termin angesetzt werden. Mit vielen schönen Erinnerungen bereichert nahm die ev. Kirchengemeinde Oberwarth zum ½ 8-Uhr-Zug Abschied von ihrem lieben Gast.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1926

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © ÖNB – ANNO: Historische österreichische Zeitschriften und Zeitungen

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