Jüdische Gemeinde: Postanweisung an die Israel. Kultusgemeinde aus dem Jahr 1936 - kurzer Abriss zur Geschichte

Jüdische Gemeinde: Postanweisung an die Israel. Kultusgemeinde aus dem Jahr 1936 - kurzer Abriss zur Geschichte

Es ist anzunehmen, dass bereits vor dem 19. Jahrhundert immer wieder jüdische Reisende in Oberwart/Felsőőr Halt gemacht hatten – belegt ist der erste jüdische Bewohner jedenfalls für das Jahr 1822: Leopold Österreicher. Im 19. Jahrhundert wurde Oberwart/Felsőőr dann aus mehreren Gründen attraktiv: insbesondere wegen der seit der Markterhebung 1841 sukzessive ausgebauten guten Infrastruktur (z.B. moderne Kommunikations- und Verkehrswege [Eisenbahn], Verwaltungszentrum, Gesundheitsversorgung, Elektrifizierung [1911/12]). Zusätzlich boten die im ungarischen Teil der Habsburgermonarchie erfolgten Gesetzesänderungen im Bereich der Handels- und Bewegungsfreiheit sowie der Berufsausübung den Jüdinnen und Juden neue Freiheiten und somit Chancen, die sie prompt ergriffen. Man migrierte in aufstrebende Ortschaften – und die (jüdische wie nichtjüdische) Bevölkerung stieg in Folge auch in Oberwart/Felsőőr stetig an. Um 1850 zählte der Ort über 2.700 Einwohner*innen, darunter 14 Jüdinnen und Juden – 1900 waren es bereits mehr als 3.400 bzw. über 100 Jüdinnen und Juden. Oberwart/Felsőőr fiel damals in den Zuständigkeitsbereich der altehrwürdigen, orthodoxen Israelitischen Kultusgemeinde von Stadtschlaining, wohin auch die Kultussteuern zu entrichten waren. Doch die Oberwarter Juden versuchten zunehmend, sich von dieser zu emanzipieren, und schließlich wurde 1868 in Oberwart/Felsőőr eine eigene Filialgemeinde gegründet. Man verstand sich, im Gegensatz zum orthodoxen Stadtschlaining, als neologe Gemeinde, das heißt als aufgeschlossen für Modernisierung und Reformen. Erster gewählter Gemeindevorstand war der Kaufmann Samuel Suschny (1849-1922), der die Geschicke der Gemeinde bis zu seinem Tod erfolgreich lenkte. In seine Amtszeit fiel auch der Bau der Synagoge. (Siehe Bild #4750); - Auf Suschny folgte der Kaufmann Julius/Gyula Kohn (geb. 1865) als Präses, dessen Wirken durch die von ihm gedruckten Ansichtskarten (z.B. siehe Bild #3011) bis heute Spuren hinterlassen hat. Die Spannungen zwischen der Filial- und der Muttergemeinde führten dazu, dass Rabbiner Felix Blau (1861-1932) im Jahre 1923 in Stadtschlaining kündigte und eine Stelle in Oberwart/Felsőőr annahm. In Folge entbrannte ein erbitterter (Rechts-)Streit, den die Oberwarter schließlich für sich entscheiden konnten, die Tochtergemeinde war zur Muttergemeinde geworden. Am 29. Mai fand die konstituierende Sitzung der Oberwarter Kultusgemeinde statt, in welcher der zionistische Rechtsanwalt Dr. Julius Konstantin (geb. 1892) zum Präsidenten gewählt wurde. Seine Amtszeit war nur von kurzer Dauer, denn spätestens 1932 löste ihn der Gemischtwarenhändler Adolf Fischer (geb. 1871) ab, der 1938 die gewaltvolle Auflösung der Gemeinde miterleben musste. - Nach Oberwart - Stadt der Vielfalt: "Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsőőr -Ursula Mindler-Steiner" // Zur Geschichte der JüdischenGemeinde siehe auch Bild #42;

JAHR DER ENTSTEHUNG

1936

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: Zur Verfügung gestellt von „Wertvolle Sammlung von Originalaufnahmen – Alexander Mohàt“

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