Freiwillige Feuerwehr: Artikel in der Oberwarther Sonntags = Zeitung anlässlich der Motorspritzenweihe am 1. und 2. Mai 1926

Freiwillige Feuerwehr: Artikel in der Oberwarther Sonntags = Zeitung anlässlich der Motorspritzenweihe am 1. und 2. Mai 1926

Siehe die Bilder #755, #566, 2068, #3071 und #3253; - Die Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 9. Mai 1926: "Am Samstag, den 1. und Sonntag, den 2. d. feierte die Freiwillige Feuerwehr von Oberwarth ein seltenes Fest, welches einen sehr schönen Verlauf nahm. Am Samstag früh 5 Uhr war Weckruf und marschierte die Feuerwehr unter klingendem Spiele durch den Ort. Punkt 9 Uhr erfolgte am Kriegerdenkmal die Kranzniederlegung für die gefallenen und verstorbenen Kameraden. Nach einer Ansprache des Dr. Fürth intonierte die Musikkapelle einen Trauermarsch, worauf dann der Gesangverein ein Lied sang. Nachmittag 4 Uhr fand im Kinosaal die von Mitgliedern des Männergesangvereines veranstaltete Theatervorstellung „Himmel auf Erden" statt, welche gut besucht war und den Mitwirkenden reichen Beifall brachte. Samstag abends wurde der Spritzenpatin, der Gattin des Rechtsanwaltes Dr. Karl Fuith, ein Ständchen mit Fackelzug gebracht und bei dieser Gelegenheit ihrem Gatten, der auch Bezirksfeuerwehrinspektor ist, seitens des Kommandos der Oberwarther Feuerwehr ein Ehrendegen übereicht, wobei Kommandant Samuel Hutter die Verdienste des Gefeierten um das Feuerwehrwesen im allgemeinen und insbesondere um die Oberwarther Feuerwehr zum Ausdruck brachte. Obmann Reisinger begrüßte die Spritzenpatin in deutscher, Johann Miklos in ungarischer Sprache, worauf dann der Gesangverein ein Lied zum Vortrag brachte. Sichtlich erfreut dankte Dr. Fuith auch im Namen seiner Frau allen Erschienenen. - Am Sonntag herrschte bereits in den frühen Morgenstunden reges Leben in der Gemeinde. Die von der Waltersdorfer Feuerwehrkapelle abgehaltene Platzmusik, sowie die Gesangvorträge des Oberwarther Männergesangvereines unter Führung ihres Chormeisters Lehrer Mühl boten dem zahlreich anwesenden Publikum einen seltenen Kunstgenuß. Die exakten Vorträge der Musikkapelle und die gediegenen Darbietungen des Gesangvereines zeugten von vorzüglichster Schulung. Um 1 Uhr Mittag fanden sich die Gäste zu einem gemeinsamen Mittagessen in Wagners Gasthaus ein. Feuerwehrinspektor Dr. Fuith begrüßte in schwungvoller Rede die Erschienenen, hob die Verdienste aller jener hervor, die durch ihr Hinzutun dazu beigetragen haben, daß die Gemeinde Oberwarth als erste Gemeinde des Burgenlandes eine Motorspritze anschaffen konnte. Insbesondere dankte er Herrn Landeshauptmann Rauhofer für die auf seine Initiative von der Landesregierung bewilligte Subvention zur Anschaffung der Spritze, dankte ferner dem Bürgermeister Alexander Sisko, der stets ein warmer Förderer der Feuerwehr war, für den durch seinen Einfluß von der Gemeinde zum Zwecke der Spritzenbeschaffung bewilligten namhaften Betrag von 10.000 Schilling. Mit tiefstem Bedauern berichtet der Redner, daß der Protektor des Festes und Spritzenpate Ludwig Graf Erdödy, der in bekannt munifizenter [Anm.: großzügiger] Weise zur Anschaffung der Spritze einen namhaften Betrag gespendet hatte, wegen Erkrankung am Feste nicht teilnehmen könne. In seinen weiteren Ausführungen hebt der Redner die Verdienste des Obmannes des Arrangierungsausschusses, des Herrn Karl Reisinger hervor, der keine Mühe scheuend um das Gelingen des Festes besondere Anerkennung verdient. Bezirkshauptmann Alzner überbrachte die Grüße und Glückwünsche des am Erscheinen verhinderten Landeshauptmannes Rauhofer, sprach anerkennende Worte an alle jene, welche an der Beschaffung der Motorspritze Anteil genommen haben und zum Gelingen des heutigen Festes beitrugen. Mit großem Bedauern nimmt er zur Kenntnis, daß der Gönner und Förderer des Feuerwehrwesens Herr Ludwig Graf Erdödy durch Krankheit am Erscheinen gehindert ist. Bezirksschulinspektor Prof. Karl Unger vermittelte die Grüße des am Erscheinen verhinderten Obmannes des Feuerwehr-Landesverbandes, sowie des durch Krankheit am Erscheinen gehinderten Bezirksobmannes Feuerwehrinspektor Klein, dessen Verdienste um das Feuerlöschwesen er besonders hervorhebt. - Um 2 Uhr begann die Feier der Spritzenweihe. Vor dem Gebäude des Bezirksgerichtes war eine schön dekorierte Tribüne errichtet, vor welcher die Festgäste placiert waren, während rings aus dem Platze eine unübersehbare Menschenmenge Aufstellung genommen hatte. Der Aufmarsch des Festzuges war ein erhebender Anblick. Ein herrliches Bild bot die festlich mit Blumen und Bändern geschmückte Motorspritze, welche von Mädchen in burgenländischer Nationaltracht geleitet wurde. Auf dem großen Platze vor dem Gemeindehause hatten die Feuerwehren unter Führung ihres Kommandanten Aufstellung genommen und bildeten ein Viereck, in dessen Mitte die Motorspritze ausgestellt war. Aus nachstehenden Orten waren Feuerwehren eingetroffen: Allhau, Alt-Schlaining, Buchschachen, Burg, Drumling, Eisenzicken, Friedberg, Hartberg, Jabing, Jormannsdorf, Kemethen, Litzelsdorf, Mariasdorf, Neumarkt, Oberdorf, Oberschützen, Pinggau, Pinkafeld, Riedlingsdorf, Rothenthurm, mit Musik, St. Martin, Spitzzicken, Stadt Schlaining, Szigeth, Tatzmannsdorf, Unterschützen, Unterwarth, Waltersdorf mit Musik. - Ein schönes buntes Bild zeigte das aus 52 Reitern bestehende Banderium [Anm.: Bezeichnung für alte ungarische Truppengattungen] unter Führung des Dr. Paul Schlenger. Auf ihren schmucken Rössern boten die strammen feschen Burschen einen herzerfreuenden Anblick. Auch eine Radfahrergruppe des Oberwarther Sportvereines nahm mit ihren schön dekorierten Rädern am Festzuge teil. Nach Beendigung des Aufmarsches wurde die Spritzenpatin Frau Dr. Fuith durch eine Abordnung eingeholt. Die Einleitungsrede zum Feste hielt Bezirkshauptmann Alzner, worauf dann der feierliche Weiheakt durch die Seelsorger der hierortigen Konfessionen vollzogen wurde. Ref. Pfarrer Superintendent Julius Bajcsi hielt in ungarischer Sprache eine Festrede, in welcher er die Bedeutung der Feuerwehren hervorhob. Sodann richtete ev. Pfarrer Konsenior Paul Geißtlinger herzliche Worte an die Versammelten und vollzog die Taufe der Motorspritze. Rabbiner Felix Blau hob in seiner Rede die segensreiche Tätigkeit der Feuerwehren hervor. Der röm.-kath. Pfarrer Dr. Karl Michel nahm zum Schluffe die kirchliche Weihe der Spritze vor, worauf der Gesangverein ein Lied anstimmte. Vorher sprach noch Bezirksschulinspektor Prof. Unger und entschuldigte Landeshauptmann Rauhofer und Landssfeuerwehrinspekkor Postl, die am Erscheinen verhindert waren. - Sodann rangierte sich der Festzug und defilierten die gesamten Feuerwehren stramm militärisch unter Vorantritt der Waltersdorfer Feuerwehrkapelle vor der Spritzenpatin und den Gästen. Später fand eine praktische Uebung mit der neuen Spritze und den übrigen Löschgeräten statt und wurden sowohl die Leistungen der neugeweihten wie auch einer anderen kleinen Motorspritze allseits bewundert. Den Schluß der Feierlichkeiten bildete die vor dem Gemeindehause errichtete Gerätepyramide, welche in ihrer von dem Thalheimerwerke beigestellten Beleuchtung einen feenhaften Anblick bot. Abends fanden in den Gasthäusern Köhler, Wagner und Winkler Tanzunterhaltungen statt. "

JAHR DER ENTSTEHUNG

1926

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © ÖNB – ANNO: Historische österreichische Zeitschriften und Zeitungen

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