Österreichischen Truppen beenden die Episode des "Freischärlerstaats" Leithabanat (Lajtabánság ung. oder Leitha-Banschaft) nach dem I. Weltkrieg: Artikel im "Le Monde"

Österreichischen Truppen beenden die Episode des "Freischärlerstaats" Leithabanat (Lajtabánság ung. oder Leitha-Banschaft) nach dem I. Weltkrieg: Artikel im "Le Monde"

Am 10. Dezember 1921 berichtete die französische Zeitung "Le Monde Illustré" über den Einzug der österreichischen Trupppen im Burgenland und über eine Reise ihres Sonderkorrespondenten F. Dagron durch das Land. Der Bildtext lautet "Der Einzug der österreichischen Truppen in Oberwart: Der Oberst-Brigadier Glöckner hält eine feierliche Ansprache an die Bevölkerung" - Hier die Übersetzung des gesamten Artikels von der aus Oberwart stammenden und jetzt in Wien tätigen Historikerin & Staatlich geprüften Fremdenführerin Helge Fülöp: "À travers le Burgenland" – "Durch das Burgenland" (Von unserem Sonderkorrespondenten. F. Dagron.) Vor wenigen Tagen erst hat die ungarische Regierung ihre Truppen zurückgezogen, nun konnten die Soldaten des Bundesheers das „Burgenland“ in Besitz nehmen, mit Ausnahme jener Region, die gemäß dem Vertrag von Venedig demnächst einer Volksbefragung unterzogen wird (Ödenburg und Umgebung). Welches Ergebnis wird diese Volksbefragung bringen? Die Österreicher haben große Hoffnung, besonders seitdem die Botschafterkonferenz ihrer Bitte stattgegeben hat und seitdem sie wissen, dass eine Interalliierte Gendarmerie die ungarischen Soldaten ersetzen wird, die aktuell noch das Gebiet der Volksbefragung besetzt halten. Bei Nebel und Nieselregen, der seit drei Tagen ununterbrochen fällt, verlasse ich Wien, ausgestattet mit einem Passierschein, der mir vom Kriegsministerium ausgestellt wurde. Da die Zugverbindungen entweder komplett ausgefallen oder zu fehlerhaft sind, musste ich auf ein Auto zurückgreifen. Von Ebenfurt, wo ich nicht stehengeblieben bin, fahre ich weiter nach Eisenstadt (auf Ungarisch „Kis Marton“), eine der wichtigsten Städte des Burgenlands, wo sich eine Abteilung der interalliierten Delegation befindet, unter dem Kommando des französischen Oberst Michel. Auf meinem Weg treffe und stoße ich auf Radfahrer, Reiter, Feldküchen. Gelegentlich auch auf schwere mit Soldaten besetzten Lastkraftwägen, die auf dem Weg sind, einige Punkte des neuen Gebiets zu besetzen. Unser Wagen kommt kaum voran. Wir befinden uns buchstäblich in einem Fluss von Schlamm und ich stelle fest, dass, um per Auto in diese Region reisen zu können, es gut ist, wenn man seetauglich ist, sowohl in Punkto Standfestigkeit als auch Seekrankheit! Das Schaukeln ist spürbar! Endlich, hier ist Eisenstadt, das Palais Esterhazy, von dem sich die massiven Konturen durch den Nebel abzeichnen, wo die interalliierte Delegation ihren Sitz hat. Mein erster Besuch gilt der Delegation. Der Oberst ist abwesend, auf einem Rundgang, und die Offiziere mit denen ich mich einige Augenblicke unterhalte, üben sich in diplomatischer Reserviertheit. Jedenfalls, ich erfahre, dass sich die Truppen des Oberst Osztenburg, einem der Chefs des letzten königlichen Putschs, sich hier seit ihrem Aufenthalt ganz gut benommen haben. Von der Delegation fuhr ich, begleitet vom österreichischen Leutnant-Oberst Rugerra – dieser war 1918 beauftragt worden, den Italienern den Waffenstillstand zu überbringen – zur Höheren Militärschule, einem großartigen dreistöckigen Gebäude von dem nur die Mauern geblieben sind. Bevor ich Eisenstadt verlassen habe, habe ich noch die kleine Kapelle besichtigt, wo die Reste des gefeierten Komponisten Haydn ruhen. Die Tür, die das Grabgewölbe des Verfassers der „Schöpfung“ schließt, ist von Kränzen mit langen bunten Bändern geschmückt. Ein Zeichen dafür, wie sehr die Erinnerung an den Künstler in diesem Gebiet noch lebendig ist. Überall wo ich in diesen letzten beiden Tagen vorbeigekommen bin, habe ich die Bewohner der Ortschaften, durch die ich gefahren bin, befragt, und überall konnte ich die Zufriedenheit feststellen, mit der sie ihren Nationalitätenwechsel empfinden. Was sie sich wünschen, ist, dass das Burgenland nicht geteilt werden soll und dass man es so wie es Österreich zugesprochen worden war, ihm auch übergeben wird, mit seiner Hauptstadt Ödenburg.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1921

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: Zur Verfügung gestellt von „Wertvolle Sammlung von Originalaufnahmen – Alexander Mohat“ / Übersetzung Helga Fülöp, Historikerin & Staatlich geprüfte Fremdenführerin;

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