Auf dem Foto ist Pongrácz Juliane (geb. Topler, 1904-1990) am Eingang ihrer bescheidenen Zimmer-Küche-Wohnung in der Graf-Erdödy-Straße (vormals Oberwart 352) zu sehen. Sie bewohnte nur einen Teil des Hauses, in der anderen Hälfte wohnte ihre Schwägerin. Es ist beeindruckend, wie viele Menschen täglich hier zu Besuch waren, zumindest auf einen Sprung vorbeischauten. Die Besucherfrequenz an dieser Adresse hatte das Potential, so manchen Gastronomiebetrieb vor Neid erblassen zu lassen. Die Besucher kamen in den lustigsten Konstellationen zu (ihrer) Pongrácz-Omama/Keresz(t)mama/Julinéni/Julitante/Juli/Frau Pongrácz. Sie ist hier genauso abgebildet, wie sie ihre Besucher begrüßte: „servus/griaß di/szia/jónapot kivanók/ kezét csókolom/wia geht’s Ihna/Dia/Eich“. Sie wechselte flexibel und unmerklich zwischen ungarisch und deutsch, problemlos auch mitten im Satz, hatte bis ins hohe Alter einen erfrischend jungen und lebendigen Geist und zeigte Interesse für alle möglichen Themen ihrer Großfamilie, Freundinnen und Nachbar(inne)n. Sie war sich selbst gegenüber unendlich bescheiden, hatte aber für alle ein offenes Ohr, nie einen leeren Tisch und war das heißgeliebte und hochverehrte soziale Zentrum vom (beinahe) ganzen Obertrum. Auch wenn ihr die ewige Ruhe vergönnt sei, fehlt sie doch sehr. Sollte es im Himmel 5-Sterne Superior Wolken geben, ihre wunderbare Seele hat sich eine solche redlich verdient.
Hochgeladen von: Helga Fülöp
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