Brief von Edmund Lindau (*1886/+1956) Gendarmerie-Kontrollinspektor und Bezirks- Gendarmerie-Kommandant in Oberwart an Bundeskanzler Leopold Figl

„Hochverehrter Herr Bundeskanzler - Am 11. Juli 1949 vormittags erklärte der Gendarmerie-Abteilungskommandant Herr Major Karl Köhler in seiner Kanzlei in Oberwart nach der Verteilung von Belobungszeugnissen vor den nachangeführten Zeugen in meiner Gegenwart wörtlich folgendes mit: Die ÖVP packelt mit den Nazis und wenn die ÖVP bei den kommenden Wahlen siegt, dann bekommen wir wieder eine Naziregierung. Die Nazis und Hahnenschwanzler werden alle von draußen hereinkommen und die besten Posten besetzen, aber bevor ich einem Nazioffizier die Hand gebe, gehe ich. Dies getraue ich mir auch meinen Freund Figl ins Gesicht sagen. - Zeugen dieser im Dienste vor den versammelten dienstführenden Beamten abgegebenen Erklärung sind: Der Stellvertreter des Bezirksgendarmerie-Kommandant Bezirksinspektor Josef Weber in Oberwart, die prov. Gendarmerie-Postenkommandanten Revierinspektor Martin Lackinger in Stadt-Schlaining, Revierinspektor Alois Kofler in Unterkohlstätten, Revierinspektor Alois Terkovits in Rechnitz, Gendarm Franz Stanschitz in Bernstein, Probegendarm Alexander Lancsak in Pinkafeld, Probegendarm Johann Plattl in Litzelsdorf, Probegendarm Josef Pesenhofer in Markt Allhau, Probegendarm Karl Maitz in Gross-Petersdorf und Kanzleihilfskraft Probegendarm Ernst Lelinek in Oberwart; - Nachdem diese im ganzen Bezirk zur Verbreitung geeignete Erklärung bei den kommenden Wahlen bei der ÖVP von besonderem Nachteil sein könnte, halte ich es für meine Pflicht, den Herrn Bundeskanzler als Bundesobmann der ÖVP hierrüber zu berichten. – Wie Herr Major Köhler zur Kirche eingestellt ist, zeigt die beiliegende Briefabschrift an den Herrn Oberst Kreil in Eisenstadt. – In ergebenster Hochachtung Edmund Lindau, Gendarmerie-Kontrollinspektor und Bezirks- Gendarmerie-Kommandant in Oberwart, Burgenland"

JAHR DER ENTSTEHUNG

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

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