Das Bild oben zeigt Magdalena und Ludwig Horvath anlässlich ihres 30. Ehejubiläums mit Bischof Iby 2008 im Eisenstädter Dom, das untere Ludwig Horvath (in der Mitte mit der Madonna) und andere Angehörige der Volksgruppe 2005 bei der Roma-Wallfahrt nach Mariazell. // Ludwig „Burli“ Horvath wurde am 25. März 1955 als eines von sieben Kindern des Ehepaares Horvath in Oberwart geboren. Aufgewachsen ist er in der so genannten zweiten oberwarter Roma-Siedlung, die Anfang der 1970-er Jahre dem Schwerpunktkrankenhaus weichen musste. In den zwölf Häusern und einer Holzbaracke wohnten damals ca. 120 bis 130 Roma auf engstem Raum (Zimmer, Küche) ohne Strom, Kanalanschluss und fließendes Wasser. - Die Eltern von Ludwig Horvath wurden von den Nationalsozialisten in KZs deportiert: seine aus Jabing stammende Mutter nach Auschwitz und Ravensbrück, sein 1920 in Oberwart geborener Vater nach Mauthausen. Sie waren die einzigen Überlebenden ihrer einstigen Großfamilien. Trotz dieser schweren Bürde empfindet Ludwig Horvath seine Kindheit rückblickend als eine wunderschöne Zeit, die für ihn durch ein ausgesprochenes Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt war. Das freie Aufwachsen und vor allem die Abende, an denen man zusammensaß und sich Märchen auf Roman erzählte, vermisst Ludwig Horvath bis heute. Bis zu seinem Schuleintritt wurde ausschließlich Roman gesprochen. Deutsch lernten er und seine Freunde dann zwar rasch, der schulische Erfolg und Weiterkommen blieben jedoch aus. - Ludwig Horvath nahm wie bereits sein Vater und der Großteil seiner Altersgenossen eine Hilfsarbeit beim Straßenbau in Wien an. 1975 lernte er seine spätere Frau kennen und beide beschlossen, nach Ungarn zur Familie seiner Frau zu ziehen. Er wurde so zu einem der wenigen österreichischen Gastarbeiter im kommunistischen Ostblock. Trotz einiger Schwierigkeiten stellte sich die neue Heimat aber als Glücksgriff für das junge Paar heraus. Ludwig Horvath erlernte die Sprache und schloss eine Berufsausbildung als Forstarbeiter ab. Die bald vierköpfige Familie erreichte in den nächsten Jahren einen wesentlich höheren Lebensstandard, als dies Ludwig Horvath zufolge in Österreich möglich gewesen wäre. - Eine schwere Erkrankung seines Vaters zwang die junge Familie dann Anfang der 80-er Jahre nach Österreich zurückzukehren. Ludwig Horvath nahm wieder seine Tätigkeit im Straßenbau auf und pendelte fortan nach Wien. - Heute betrachtet Ludwig Horvath die Sprache der Roma als den zentralen Baustein ihrer ethnischen Identität und bedauert, seinen Kindern keine Roman-Kenntnisse vermittelt zu haben. Dieses ethnische Bewusstsein wurde – wie Herr Horvath betont – erst durch das Bombenattentat auf vier oberwarter Rom „wachgerüttelt“. Beim Attentat auf vier Roma der oberwarter Siedlung verlor er seinen besten Freund, Josef Simon. Er kann sich auch noch gut an die ersten Stunden nach dem Attentat erinnern, speziell daran, dass Anfangs auch die Roma selbst als verdächtig galten. Für ihn hat sich durch das Attentat nicht vieles verändert, gleichwohler er dadurch zum Roma Aktivist, in Roma-Institutionen mitgewirkt und sich für ein friedliches Zusammenleben der Roma im Burgenland eingesetzt. Er wurde zu einem wichtigen Fürsprecher der Roma und arbeitete gerne und ehrenamtlich in der Volksgruppe der Roma. - Ludwig „Burli“ Horvath verstarb 65-jährig im Jahre 2020 als Bewohner der Romasiedlung.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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